Expositon - Honoré Daumier, ©www.daumier.org Lesen oder hören wir je in einer Kritik, was eine Ausstellung mit uns gemacht hat?
Honoré Daumier hat Ausstellungskritik auf den Punkt gebracht. |
Thema, Objekt, Inhalt, Schauwert 01 Welches Thema wird in der Ausstellung vermittelt? Welche Geschichte wird erzählt? 02 Womit überrascht die Ausstellung, gibt es etwas zum Staunen, macht sie neugierig? 03 Wo liegt der Fokus, werden eher Artefakte präsentiert oder Phänomene veranschaulicht? ...................................................................................... 04 Woran spürt man eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema? (Oder nicht?) 05 Wo wagt sich das Ausstellungskonzept mit dem Thema auf bisher unbekanntes Terrain? 06 Welche neue Herangehensweise, neue Sichtweise, neue Zusammenhänge vermittelt sie? 07 Auf welche Art ist die Ausstellung lustvoll, abstossend oder bricht Konventionen? 08 Welche relevanten Punkte fehlen in der Ausstellung, die hätten thematisiert werden müssen? 09 In welchen anderen Ausstellungen oder anderem Medium wurde das Thema bereits behandelt? |
Zielpublikum
01 Für welches Publikum eignet sich die Ausstellung? (Oder ein anderes Vermittlungsformat) ................................................................... 02 Gäbe es ein Potential weite Publikumssegmente einfach einzubeziehen? |
Zugänglichkeit und Vermittlung 01 Wie wird das Publikum durch die Ausstellung resp. durch die Geschichte in der Ausstellung geführt? (Roter Faden, Orientierung, Wegführung) 02 Wie ist die Ausstellung/Geschichte strukturiert und ist die Struktur hilfreich? 03 Finde ich Antworten auf aufkommende Fragen? (Vertiefung, Interaktion im Raum) 04 Wie intuitiv kann das Thema mittels der Szenografie und Medien** erfasst werden? (Erfassen mittels Gesamteindrucks nicht mittels fokussierten Verstandes) 05 Wie werden die Artefakte präsentiert? (themengerecht, ästhetisch, funktional, ergonomisch) 06 Wie werden Phänomene vermittelt? (angemessen, verständlich, interessant, humorvoll) ** siehe Legende .............................................................................................. 07 Wie schnell habe ich die Ausstellung verstanden? (Schnelldurchgang, Struktur) 08 Weshalb lohnt es sich in dieser Ausstellung physisch präsent zu sein? Was hätte ich verpasst/gewonnen, wenn ich alles zuhause am Bildschirm betrachtet hätte? 09 Wie lädt mich die Ausstellung ein mit meiner Zeit umzugehen? (z.B. Vergleich zu Film/Theater) 10 Kann die Ausstellung etwas, das andere Medien nicht so gut können? (Vermitteln von Echtheit, Gewissheit, Konfrontation, Einbeziehen von Sinneswahrnehmungen) 11 Wie wird der Austausch mit anderen Anwesenden gefördert/verhindert? (gemeinsames Erleben) |
Texte und Medieneinsatz 01 Wie angemessen und aufeinander abgestimmt ist der Medieneinsatz**? Entsteht ein stimmiger Mix für das Publikum und das Thema? 02 Wie relevant, hilfreich, verständlich sind die Texte* in Ausstellung und Vertiefungsmedien? 03 Wie ergonomisch* und nützlich sind die Medien eingesetzt? ** siehe Legende ...................................................................................................... 04 Wie sind didaktische Mittel und Vermittlungselemente in den Ausstellungsraum integriert? 05 Wie unterstützen multimediale Elemente das Thema? 06 Für welche Publikumssegmente sind die Medien besonders geeignet? (Schulklassen, Kinder, ältere Leute, für alle etwas oder spezifisch für eine Zielgruppe) |
Wirkung 01 Weshalb hinterlässt diese Ausstellung bei mir einen bleibenden Eindruck? 02 Warum habe ich mich in der Ausstellung gut unterhalten? (Oder nicht?) 03 Wie wurde meine Erwartung an die Ausstellung erfüllt? 04 Wie ist die Stimmung der Besuchenden in der Ausstellung? ............................................................................................... 05 Wie ist die Resonanz beim Publikum in Social Media, im Gästebuch etc.? 06 Weshalb werde ich meine Welt vor und nach der Ausstellung unverändert betrachten? 07 Welche Sprengkraft, welches Veränderungspotential hat die Ausstellung? 08 Welche Gefühle hatte ich in der Ausstellung? (Begeisterung, Ärger, Langeweile) 09 Wie habe ich mich gefühlt nach dem Ausstellungsbesuch? (zufrieden, neugierig, leer, müde) 10 Was habe ich entdeckt, das ich nicht missen oder andern weitererzählen möchte? 11 In welchen anderen Ausstellungen (evtl. Filmen/Theater) wurden ähnliche Vermittlungs- oder Gestaltungskonzepte bereits verwendet? Mit derselben Wirkung? 12 Wo und wie wurde wie bereits über die Ausstellung berichtet? |
Autorenschaft und Zielsetzung
01 Wie ist die Zielsetzung der Ausstellung erkennbar und wie wurde sie erreicht? 02 Wie deklariert sich der Absender der Inhalte; mit welcher Haltung werden die Inhalte vermittelt? 03 Wie wird die Erwartung vor Ort erfüllt, die durch die Institution, Werbung, Flyer/Poster, Webauftritt geweckt wurde? ..................................................................................... 04 Welche Freiräume gibt es zum selbst denken, entdecken, interpretieren? 05 Auf welche Art kann ich den Gedanken der Autoren und Autorinnen folgen? 06 Welches Wissen, welche Werte werden vermittelt? 07 Wer hat die Ausstellung konzipiert, gestaltet, Vermittlungskonzept integriert, interaktive Medien entwickelt, realisiert? 08 Welche anderen Ausstellungen haben diese AutorInnen bereits gestaltet? Gibt es Zusammenhänge? 09 Welche Informationen oder emotionale Inputs fehlen oder sind zu viel? |
Publikumsfreundlichkeit, Versprechen, Zusatzleistungen und Begleitprogramm 01 Wie wurde ich empfangen? 02 Wie gut und wie schnell finde ich meinen Weg? 03 Welche Angebote gibt es für das Publikum? (Aufenthaltsqualität, Sitzgelegenheiten, Barrierefreiheit, Raum, Aussicht, Führungen, Begleitprogramm, Infrastruktur, Shop- und Foodangebot) 04 Welche Angebote für Gruppen gibt es? Wie funktioniert die Ausstellung für Kinder oder ältere Leute, Leute mit Einschränkungen, für TouristInnen, Schulklassen? Für welches Publikum eignet sich die Ausstellung am besten? ............................................................................................. 05 Wie ist die Qualität der Zusatzangebote? (Shop, Café, Restaurant, Park, Ruhezonen, Kinderbetreuung) 06 Mit welchen Medien, Events, Aktionen ausserhalb der Kulturinstitution ist die Ausstellung vernetzt? 07 Wie passt das Begleitprogramm zur Ausstellung? 08 In welcher Form fehlen ergonomische* Aspekte oder sind gut bewältigt? |
Ausstellungsort 01 Warum werde ich diese Kulturinstitution wieder besuchen? (Oder nicht?) 02 Weshalb passt die Ausstellung in die beherbergende Kulturinstitution? (Oder nicht?) 03 Wie kritisch refflektiert die Institution ihre eigene Geschichte und die Sammlungsgeschichte? ............................................................................................. 04 Warum hätte die Ausstellung irgendwo anders ebenso gut stattfinden können? (Oder nicht?) 05 Wie hilft die Ausstellung die ausstellende Kulturinstitution zu profilieren? (Oder nicht?) 06 Welche Chancen, die Raum und Thema geboten hätten wurden verpasst? 07 Welchen Beitrag leisten die dort angestellten Personen zur Profilierung der Kulturinstitution? |
Zusatzinformationen und Preise 01 Wieviel hätte ich für die Ausstellung bezahlt? Weshalb hätte ich mehr oder weniger bezahlt? 02 Wie gut ergänzt der Katalog oder weitere Medien (wie z.B. Lehrmittel für Schulen, Blogs, Social Media Kanäle) die Ausstellung? ............................................................................................. 03 Weshalb habe ich mir den Katalog gekauft, Blogbeiträge zru Ausstellung gelesen? (Oder nicht?) |
Links zu Qualitätssicherung im Museumsbereich
Museen als Institutionen haben andere Qualitätskriterien als Ausstellungen. Zum Teil können aber Überschneidungen vorhanden sein. Vermittlung und Szenografie sollten für eine Ausstellung, die sich am Publikum orientiert, Hand in Hand entwickelt werden. Zukunftskultur für Museen, museums.ch, VMS AMS Qualitätskriterien für Museen: Bildungs- und Vermittlungsarbeit, Deutscher Museumsbund Museums-Gütesiegel, Niedersachsen und Bremen TMN-Qualitätskriterien, MuseumsMarketing Niedersachsen Museum-iD - independent thinktank for museum and heritage professinals ICOM Museum professional standards Fehlt ein wichtiger Link? Wir freuen uns über einen Hinweis. moser@ausstellungs-design.ch |
Weitere Quellen
Katalog entwickelt vom Februar 2015 (Workshop Ausstellungskritik am Szenografie-Kolloquium der DASA bis Juni 2016. Sporadische Aktualisierung je nach Feedback. In den Katalog ist in vielen Punkte unsere Erfahrung aus Content und Design eingeflossen. «Die Leute sind es Leid, sich sagen zu lassen, was sie wie anschauen sollen. Sie wollen Teil von etwas werden». Marina Abramovic, Interview Sacha Vera, Das Magazin 45/2016 «Was ist eine gute Ausstellung?» Bulletin Seedamm Kulturzentrum, Ausgabe 88/2010 «Für eine neue Qualität der Ausstellungskultur», Szenografie-Gipfel im Stadtmuseum Berlin «Kritik in der Krise? Zum wechselvollen Verhältnis von Kultur und Journalismus» «Unverwechselbare Merkorte. Beschreibungssystem zur mehrdimensionalen Ausstellungsgestaltung» Ausstellungen werden im Spannungsfeld von Inhalten, Publikum, Rahmenbedingungen, Finanzierungsmodellen, Arbeitsmodellen und Organisationsstrukturen entwickelt. Sie sind meistens auch Teilprojekt bei der laufenden Entwicklung und Positionierung eines Museums oder einer Institution. Siehe oben: «Museumszukünfte», VMS AMS
Ergonomie Texte: Leichte Sprache Texte richten sich an unterschiedliches Zielpublikum. Zwischen akademischen Texten und Leichter Sprache ist ein weites Feld. Stimmt die Sprache zum Zielpublikum? Oder sind die Texte für die eigenen KollegInnen geschrieben? 10 Regeln, damit alle verstehen. Texte prüfen lassen Zürich Texte prüfen lassen Basel Leichte Texte werden z.B. im DHM Berlin verwendet und im Zentrum Paul Klee - Klee ohne Barrieren Museumsprache, leicht gemacht –Tages-Anzeiger 8.2.17, S.17 (Kann aus rechtlichen Gründen im Moment nicht verlinkt werden.)
|
Wo kann ich meine Kritik publizieren?
Von wem und wo werden Qualitätskriterien angewendet? Wie benutze ich den Kriterienkatalog? |